Mein Testament

Ich habe mein Testament geschrieben. Dieser Satz schockiert. Würde mich jemand fragen “Was gibt es Neues?” und ich antworte “Alles gut. Ich habe mein Testamtent geschrieben.” wäre wohl ein paar Sekunden lang Stille. Gefolgt von der besorgten Nachfrage: “Alles OK bei dir?”.

Ich hatte mir das schon sehr lange vorgenommen, seit Jahren. Und zwar nicht, weil ich an einer unheilbaren Krankheit leide oder glaube, dass mich demnächst eine Bim überfährt. Sondern, um meine Familie zu schonen: Wenn ich sterbe, haben meine Lieben schon genug Sorgen. Das, was geht, möchte ich ihnen abnehmen. Deshalb habe ich aufgeschrieben, dass ich sie liebe, und was mit meinem Besitz passieren soll.

Eigentlich ganz simpel, vor allem weil ich
a) kein Riesen-Vermögen habe, das kompliziert zu verteilen werde und
b) mich mit all meinen Familienmitgliedern super verstehe, daher habe ich auch niemanden “enterbt”.

Trotzdem war der Prozess des Schreibens heftig. Am Mittwoch Abend, nach einem intensiven Ausbildungstag, hat mich die Motivation überrannt. Aber schon nach wenigen Sätzen war ich so immersiert im Szenario meines möglichen Todes, dass mir die Tränen am laufenden Band hinunterkullerten. Es ist gar nicht so schlimm, mir vorzustellen, ich sei tot. Aber es ist sehr schlimm, mir meine trauernde Familie und meine trauernden Freunde vorzustellen. Damit dieser Zustand nicht zu lange anhält, habe ich das ganze Testament – 4 Seiten lang – ratzfatz hinuntergeschrieben, unterzeichnet und abgelegt. Die Details gehen natürlich im weiten Web keinen etwas an, und meine Familie weiß für den Ernstfall, wo meine Dokumentenmappe steht.

Wo ich schon einmal dabei war, habe ich auch gleich eine Vorsorgevollmacht aufgesetzt. Sollte der Fall eintreten, dass ich selbst nicht mehr entscheidungsfähig bin (Demenz, Koma, etc.), habe ich meinen Mann als Vertreter eingesetzt.

Mein Fazit? Ich fühle mich leichter. Einerseits, weil ich etwas, das ich sehr lange aufgeschoben habe, endlich erledigt habe. Andererseits, weil ich weiß, dass ich vorgesorgt habe und meine Lieben – im wahrsten Sinne des Wortes – meinen letzten Willen kennen.

Empfehlen kann ich zu diesem Thema einen Artikel von derStandard.at, der mich nochmal an mein To Do erinnert hat:

https://www.derstandard.at/story/2000118448627/wie-man-in-vier-schritten-fuer-den-ernstfall-vorsorgt

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